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Trennungsschmerz beim Frühjahrsputz: Die Deutschen zwischen Raumnot und Sammelwut


19. Februar 2014, 15:21
PRESSEMITTEILUNG/PRESS RELEASE

München, 19. Februar 2014: 10.000 Dinge besitzt jeder Europäer laut Bundesumweltministerium im Durchschnitt. All diese Dinge nehmen viel Platz im Leben und in der Wohnung ein. Ein Großteil bleibt jedoch ungenutzt und kann gerade in Großstadtwohnungen ohne geeigneten Lagerraum schnell zu Ballast werden.

Trennungsschmerz beim Frühjahrsputz: Die Deutschen zwischen Raumnot und Sammelwut

Spätestens wenn der Frühjahrsputz ansteht, wird deshalb immer wieder der große Vorsatz gefasst: Ausmisten und Platz schaffen, um sich von alten Lasten zu befreien oder einfach wieder mehr Raum zum Leben zu haben. Doch was heben wir auf und warum? Und weshalb sind Dinge nicht zwangsläufig nutzlos, nur weil sie nicht mehr genutzt werden? Auf dem Blog „Platzprofessor“ (http://platzprofessor.myplace.eu), einer Initiative der Humboldt-Universität zu Berlin und des Unternehmens MyPlace-SelfStorage, beschäftigen sich Wissenschaftler und Praktiker aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln mit dem Umgang mit Dingen und dem Raum, den sie im Leben ihrer Besitzer einnehmen.

„Die Dinge haben nur den Wert, den man ihnen verleiht“ wusste schon Molière. Auch heute, rund 400 Jahre später, beschäftigen sich Philosophen, Wissenschaftler und Autoren aus verschiedenen Perspektiven mit unserem Umgang mit und den Beziehungen zu Dingen. Die Kulturwissenschaftlerin Annelie Knust untersucht in ihrer Magisterarbeit „Zum Wegwerfen zu schade?“ unter anderem die Frage: Welche Dinge sind es uns wert sie aufzuheben? Sie geht dabei von drei Hauptkategorien des Bewahrens aus: Zum einen gibt es Dinge, die man eindeutig aufbewahrt, zum anderen Dinge, die man eindeutig nicht aufbewahrt und zum dritten Dinge, über deren Status noch nicht entschieden wurde. Gerade diese dritte Kategorie birgt die größte Herausforderung beim Aussortieren.
Aufräumcoach Rita Schilke aus Berlin weiß wie schwierig es werden kann gerade Dinge, denen wir emotionalen Wert verliehen haben, loszulassen. „Wer weiß wann man das nochmal gebrauchen kann“, ist dann ein typischer Spruch, mit dem wir das überzählige Teeservice doch wieder ins Regal stellen oder in seiner Kiste verstauen. In ihrem Job sieht Rita Schilke tagtäglich, wie die eigentlich geliebten Dinge ihrer Kunden, ihnen Zuhause „buchstäblich die Luft zum Atmen nehmen“, schreibt Sie in ihrem Blog-Beitrag „Umgang mit Freiraum und den Dingen – Bericht aus der Praxis eines Aufräumcoaches“.

Zu viele Dinge, zu wenig Raum
Auch Annelie Knust stellte fest, dass das tatsächliche „Entsorgen“ ihren Interviewpartnern am schwersten fällt: „[E]s [ist] offenbar leichter, Abschied von Dingen zu nehmen, wenn man weiß, dass sie noch einmal einen Gebrauch finden könnten und nicht einfach vernichtet werden“. In der eigenen Wohnung, wird ein Zuviel an Dingen jedoch schnell belastend. Eine aktuelle Studie des Gallup-Instituts zeigt, dass einem Viertel der befragten Großstädter in Deutschland, Österreich und der Schweiz mehr Stauraum auch mehr Wohnkomfort verschaffen würde.
Doch gerade in den Metropolen sind Stauräume nur sehr begrenzt verfügbar, stellt die österreichische Sozialwissenschaftlerin Carmen Keckeis während ihrer Forschung fest: „[…]im Neubausektor scheint ein Abstellraum oder entsprechender Keller kaum berücksichtigt zu werden,[da]die Schaffung von Wohnraum zuallererst eine Marktleistung dar[stellt], die sich nach Kriterien wie Wirtschaftlichkeit und Rentabilität richtet.“ Wer zuhause nicht ausreichend Stauraum zur Verfügung hat, kann beispielsweise ein SelfStorage-Lagerraum nutzen, ein „Hotel für Dinge, die vorübergehend einen anderen Platz brauchen“, wie Martin Gerhardus, geschäftsführender Gesellschafter von MyPlace-SelfStorage, seine Lagerräume auch bezeichnet. Es scheint ein widersprüchliches Verhältnis zwischen zu wenig Raum und unserer Leidenschaft zum Sammeln und horten, zu geben, doch definieren wir uns über unsere Dinge. Die Berliner Ethnologin Petra Beck beschreibt es so: „Wir bewegen uns in Dingwelten. [Und] unser Verhältnis zu den Dingen wiederum definiert unser Verhältnis zur Welt.“

Platzprofessor
Das Blogprojekt Platzprofessor entstand 2011 aus einer Kooperation des Instituts für Europäische Ethnologie an der Humboldt-Universität zu Berlin mit dem Lagerraumanbieter MyPlace-Selfstorage und dient interessierten (Nachwuchs-)WissenschaftlerInnen und Nicht-WissenschaftlerInnen als Forum für eine qualifizierte interdisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Thema „Platz“ und „Raum“. Auch Studierenden, Absolventen oder Lehrstühlen anderer Universitäten bietet MyPlace-Selfstorage Unterstützung an, wenn Seminar- oder Abschlussarbeiten zum Thema „Raum“ und „Platz“ geplant werden.
Weitere Informationen finden Sie auf: http://platzprofessor.myplace.eu und www.myplace.eu

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